Hier habe ich allgemein etwas über Einwegkameras geschrieben (falls Sie beispielsweise über eine Suchmaschine auf diese Seite gekommen sind).

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Wie kommt man auf die Idee, vereinfacht gesprochen, eine Einwegkamera zur Mehrwegkamera umzubauen? Inspiriert wurde ich durch eine zufällig beim Surfen endeckte Seite (welche leider inzwischen vom Netz genommen wurde). Denn die Konica trägt eine Linse mit 17 mm Brennweite, entsprechend beeindruckend sind die Bilder, die mit dieser Kamera gemacht wurden. Die Probleme folgen auf dem Fuss: Einwegkameras waren in Deutschland nie populär, dementsprechend dünn ist das Angebot in den Geschäften. Konicas hab ich hier nie gesehen. Deutsche, die Einwegkameras sammeln, sind offenbar auch nicht im Netz. Nach intensiver Suche im Web hab ich aber einen französischen Sammler gefunden, der mir im Tausch drei gebrauchte Konica Film-in Panorama überlassen hat, die er aus einem Fotolabor hatte.
Ich habe inzwischen auch inzwischen eine Billig-Werbegeschenk-Kamera mit dem 17-mm-Objektiv ausgerüstet. Grund: Ich will den Film wechseln können wie bei einer normalen Kleinbildkamera.
Noch eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Konica hat wieder eine 17-mm-Einwegkamera im Programm, nämlich die Film-in Super Wide (sogar mit Blitz) bzw. Waiwai auf japanisch. Die schlechte: Konica will sie nicht in Deutschland anbieten. Auf meine Anfrage per e-mail hin bekam ich eine etwas weinerliche Antwort, wie schlecht Einwegkameras doch für die Umwelt seien blabla. Also Leute, wenn ihr ins Ausland fahrt: Augen auf!

Achja und nochwas: Ich habe mittlerweile einige von diesen Schätzchen hier rumliegen, natürlich originalverpackt...

Hier ist also die ausführliche Anleitung, wie man die Pseudo-Panoramakamera in eine wiederverwendbare, vollformatige Kleinbildkamera mit 17-mm-Objektiv umbaut.


Die Kamera im Ursprungszustand

Disclaimer: Dieser Umbau kann im Prinzip von jedem durchgeführt werden, es ist jedoch von grossem Vorteil, wenn man über bastlerisches Geschick, Erfahrung im Umgang mit Werkzeug und Gefühl für das Material verfügt. Der Umbau ist, bedingt durch den Aufbau der Kamera, etwas diffiziler als bei den Kodaks. Jeder Arbeitsschritt muss mit grosser Sorgfalt durchgeführt werden, damit keine irreparablen Schäden entstehen. Da diese Kamera keinen Blitz hat, befinden sich im Innern keine spannungsführenden Teile.
Wir zerlegen die Kamera: Wir gehen sicher, dass alle Bilder belichtet und der Film komplett in die Patrone gespult ist. Als erstes machen wir die längliche Sonnenblende ab, sie ist eingeklipst und lässt sich mit einem Schraubendreher abhebeln. Dann wird der Karton entfernt, er ist an einigen Stellen festgeklebt und wird abgezogen. Die Kleberreste kann man mit Spiritus entfernen. Jetzt kommt der Deckel vom Patronenfach ab. An der Aussparung mit einem Schraubendreher raushebeln. Die Patrone muss dann von selber rausfallen.

Die Rückwand wird von 5 Klammern gehalten: zwei am Boden und drei oben an der Rückwand (weisse Pfeile). Man tut sich leichter, wenn man zuerst die Klammern am Boden löst. Man hebelt die Klammern an der Rückwand ab, indem man einen Schraubendreher in die Löcher steckt und die Klammern vorsichtig zurückdrückt.

Um die Maske zu entfernen, die das Negativformat auf "Pseudo-Panorama"-Format beschneidet (rot eingefärbt), muss die Front der Kamera ab.

Dazu mit einen breiten Schraubendreher die Klammern in den Löchern lösen (gelbe Pfeile). Vorsichtig auseinanderziehen, erst unten, dann oben.

Dann nehmen wir die Teile oben auf dem Kamera-Innenteil ab: Filmtransportrad, Filmzählrad sowie das helle und das schwarze Teil mit der Feder. Natürlich merken wir uns, wie das zusammen war.

Objektiv-Baugruppe abnehmen: Die beiden Halteklammern lösen (grüne Pfeile)

Verschluss-Baugruppe abnehmen: Die beiden Halteklammern lösen (hellblaue Pfeile). Dabei auf die Feder aufpassen, damit sie nicht davonfliegt!

Panoramamaske rausnehmen: Die beiden Halteklammern lösen (dunkelblaue Pfeile). Teil nach hinten rausziehen (und wegwerfen, wird nicht mehr gebraucht).
Verschluss wieder einbauen (Feder!)

Jetzt müssen noch die halbkreisförmigen Abdeckungen vor dem Objektiv weg (rot eingefärbt): Wenn man vorn auf die Linse drückt, kommen die Teile des Objektivs hinten aus der Halterung raus. Dann schneiden wir den überflüssigen Kunststoff weg und bauen die Linsen und die Blende wieder ein.

Dann Objektiv-Baugruppe wieder einbauen.

Jetzt werden das schwarze Teil mit der Feder und das helle Teil mit dem Zahnrad, das in die Filmperforation eingreift, wieder montiert. Das Bildzähl-Zahnrad muss noch modifiziert werden: Auf der Unterseite wird der im Bild rot eingefärbte Steg abgeschnitten. Der sorgt sonst nämlich dafür, dass nach dem 12. Bild der Verschluss nicht mehr gespannt wird und der Rest des Films in die Patrone transportiert wird.
Transportrad und Bildzähl-Zahnrad wieder montieren. Kamera-Innenteil wieder ins Frontteil einsetzen. Die Sonnenblende kann man auch wieder montieren. Sie ist, wie ich inzwischen festgestellt habe, auch bei vollformatigen Aufnahmen nicht im Weg und sie sollte helfen, die Linse etwas zu schützen.
Jetzt kann man den Film einlegen. Das muss in völliger Finsternis erfolgen, man sollte also mit einem alten Film üben. Man kann auch 24er oder 36er Film verwenden. Den Film aus der Patrone rausziehen und auf die Leerspule aufwickeln. Den Filmwickel dann in das Filmfach links einsetzen und die Patrone rechts an ihre Stelle. Dann setzt man die Rückwand vorsichtig auf, so dass die Haltelaschen einrasten. Nun setzt man noch den Deckel fürs Patronenfach ein. Jetzt kann man wieder ans Tageslicht. Man dreht das Transportrad weiter bis es blockiert. Die Kamera ist nun aufnahmebereit.

Knips-Tipps (von Jason M. Vanderhill, übersetzt von mir):

  • Denken Sie daran, dass diese Kamera eine sehr kurze Brennweite hat: Halten Sie Ihre Finger von der kompletten Kamera-Vorderseite fern!
  • Blendenflecken sind cool! Knipsen Sie gegen die Sonne (ohne hinzusehen!)
  • Diese Kamera ist sehr gut geeignet um ausgedehnte Landschaften in einem einzigen Schnappschuss einzufangen.
  • Sie ist auch gut geeignet, um einen Panoramablick einzufangen von der Szene, die man durch die Windschutzscheibe Ihres Wagens sieht und den Leuten auf den Vordersitzen, und zwar gleichzeitig!
  • Drehen Sie die Kamera um und nehmen Sie coole Selbstportraits auf, während Sie auf Berge oder Bäume klettern oder bei jeder anderen Beschäftigung, wo Sie sich keine 1000-€-Kamera umhängen wollen.
  • Wenn Sie Personen fotografieren wollen, denken Sie dran, dass Sie lächerlich nah an Ihr Motiv ran müssen!
  • Denken Sie an die Schärfentiefe; schiessen Sie mindestens ein Bild pro Film von etwas, was weniger als 30 cm entfernt ist.
  • Vergessen Sie den Sucher, knipsen Sie, was Sie sehen.
  • Überlassen Sie die Kamera eine Zeitlang einem Kind unter 8 Jahren.
  • Schiessen Sie einfach drauf los, wenn der Film zu Ende geht.
  • Brechen Sie diese Regeln, wenn Ihnen danach ist.
  • Haben Sie Spass!

Technische Daten (selbst gemessen):
Objektiv: 1:13,5/17 mm
Abmessungen: 120 x 59 x 33 mm
Gewicht: 80 g
Made in Japan
Batterien:-