Hier habe ich allgemein etwas über Einwegkameras geschrieben (falls Sie beispielsweise über eine Suchmaschine auf diese Seite gekommen sind).

Bei meiner vergeblichen Suche nach einer Konica Film-in Panorama in den Fotogeschäften stiess ich auf die Kodak Fun Panoramic. Die hat zwar "nur" 25 mm Brennweite, aber bei einem Preis von 10 Euro macht man nicht viel kaputt, und der Mensch ist schliesslich neugierig. Diese Einweg-Panoramakameras machen natürlich keine richtigen Panoramabilder wie die Horizont, sondern beschneiden das KB-Negativformat auf ca. 14 x 36 mm. Hier beschreibe ich nun, wie ich die Kodak in eine vollformatige Kleinbildkamera mit 25 mm Brennweite umgebaut habe. Diese Anleitung, im Gegensatz zu der für die Konica, habe ich komplett selbst erarbeitet.
Disclaimer: Dieser Umbau kann im Prinzip von jedem durchgeführt werden, es ist jedoch von grossem Vorteil, wenn man über bastlerisches Geschick, Erfahrung im Umgang mit Werkzeug und Gefühl für das Material verfügt.
Da diese Kamera keinen Blitz hat, befinden sich im Innern keine spannungsführenden Teile.

Zerlegung: Als erstes entfernte ich den Pappkarton. Um ihn vorsichtig abzubekommen (man kann ihn auch brutal wegreissen, aber ich wusste ja nicht, ob ich dabei was kaputtmache), muss zuerst die längliche Sonnenblende ab. Die kann man einfach abziehen, sie ist an den Seiten eingeklipst.

Da ich versuchen wollte, den Film zu retten, musste ich ihn zuerst in die Patrone bekommen (bei Einwegkameras ist der Film auf einer extra Rolle und wird beim Transportieren nach und nach in die Patrone gespult). Dann wird die Kamera mit einem breiten Schraubendreher vorsichtig geöffnet.

Kodak hat hierzu freundlicherweise auf der Rückseite der Kamera eine kleine Skizze eingegossen. Rückwand vorsichtig abheben, auf die Kunststofflaschen achten (blaue Pfeile). Dann kann man die Filmpatrone rausnehmen, die Filmzunge ist in der linken Spule nur eingesteckt.

Um mit der Kamera nicht nur beschnittene Pseudo-Panoramabilder, sondern richtige 24 x 36-Aufnahmen, muss der Einsatz unter der Filmbühne herausgenommen werden. Er ist nur eingesteckt, einfach rausziehen.

Dann wird das transparente Oberteil abgenommen. Mit einem kleinen Schraubendreher löst man vorsichtig die Laschen hinten und rechts vorn. Wir merken uns die Reihenfolge der Einzelteile unter der Abdeckung. Eigentlich muss nur das Bildzählrad entnommen werden, aber das Transportrad fällt wahrscheinlich auch heraus. Das Bildzähl-Zahnrad muss noch modifiziert werden: Auf der Unterseite wird der im Bild rot markierte Steg abgeschnitten. Der sorgt sonst nämlich dafür, dass nach dem 15. Bild der Verschluss nicht mehr gespannt wird und der Rest des Films in die Patrone transportiert wird.

Jetzt muss noch das Vorderteil um das Objektiv so verändert werden, dass die längliche Öffnung in eine runde verwandelt wird. Dazu muss das Vorderteil abgenommen werden. Mit einem breiten Schraubendreher werden die Haltelaschen in den mit einem roten Pfeil gekennzeichneten Öffnungen vorsichtig zurückgedrückt und das Vorderteil abgehoben.

Dann reisst man (zB mit einer Münze) eine kreisrunde Öffnung um das Objektiv-Loch an und schneidet mit einem Bastelmesser den überflüssigen Kunststoff weg.

Das hätte man vielleicht schon so lassen können, ich habe aber die fehlenden Stellen aus dünner schwarzer Pappe nachempfunden. Das ist wegen der konischen Form gar nicht so einfach, da hilft nur "trial and error". Am besten beginnt man mit dem unteren Teil, das muss nicht so genau passen. Oben jedoch liegt der Verschlussmechanismus direkt hinter der Pappe, es ist unbedingt darauf zu achten, dass er sich frei bewegen kann!

Jetzt wird die Kamera wieder zusammengebaut. Zuerst werden oben das Transportrad und das Bildzählrad montiert, dann das transparente Oberteil und dann das Vorderteil. Es muss alles leicht zusammengehen, keine Gewalt anwenden! Um den Bildzähler auf 15 zu bekommen (er zählt rückwärts), verdreht man das Zahnrad, welches in die Filmperforation eingreift, bis das Bildzählrad frei beweglich ist und dreht es mit einem kleinen Schraubendreher zurück.

Das Einlegen des Films muss in völliger Finsternis erfolgen, man sollte also mit einem alten Film üben. Wichtig: 36er Filme passen nicht in das Filmfach. Man verwendet also 24er oder 12er Filme oder spult den 36er nicht ganz raus, nur soweit, dass sich der Filmwickel im Filmfach noch drehen lässt. Den Filmwickel also in das Filmfach links einsetzen und die Patrone rechts an ihre Stelle. Dann die Rückwand vorsichtig aufsetzen, so dass die Haltelaschen einrasten. Jetzt kann man wieder ans Tageslicht. Man dreht das Transportrad weiter bis es blockiert. Die Kamera ist jetzt schussbereit.
Noch ein paar Bemerkungen:
Ich habe die Rückwand mit zwei Gummiringen gesichert, ich weiss nicht ob das aber unbedingt notwendig ist.
Noch ein Wort zum Bildzählwerk: es zählt rückwärts von 15 bis 0. Bei längeren Filmen sollte man sich also merken wieviel Bilder man fotografiert hat. Da der Film nicht, wie bei normalen KB-Kameras, beim Transport aus der Patrone herausgezogen, sondern hineingespult wird, weiss man nicht, wann der Film zu Ende ist. Man merkt halt wenn der Film komplett in der Patrone ist, weil der Verschluss nicht mehr gespannt wird und das Transportrad nicht mehr blockiert. Die letzten zwei Aufnahmen kann man dann allerdings vergessen.
Der Sucher zeigt nur das Panoramaformat der unmodifizierten Kamera. Aber wer schaut schon durch den Sucher...

Technische Daten (selbst gemessen):
Objektiv: Kodak Lens 1:12/25 mm
Abmessungen: 93 x 57 x 37 mm
Gewicht: 80 g
Made in USA
Batterien:-