Angefangen hat alles mit der Seite von Jason Vanderhill (die leider nicht mehr online ist; hier ist sie von www.archive.org) über die Konica Film-in Panorama, die er zu einer vollformatigen 17-mm-Weitwinkelkamera umgebaut hatte. Beeindruckt haben mich auch die Kalender von Chris Rady. Schon hatte mich das Jagdfieber erwischt, und als ich endlich meine ersten erfolgreichen Umbauten hinter mir hatte, hat mich das Experimentierfieber gepackt. Wo bekommt man nun Einwegkameras her, wenn man sie nicht gerade für teures Geld neu kaufen will? Bei Ebay werden vereinzelt mal welche angeboten, und wer Kontakt zu einem Fotolabor hat, kann da bestimmt auch welche an Land ziehen. Der Umweltaspekt soll auf dieser Seite nicht betrachtet werden (schliesslich verwende ich die Dinger wirklich wieder!).

Arbeitsprinzip:
Alle mir bekannten Einwegkameras arbeiten nach dem gleichen Prinzip: der Film befindet sich als Wickel lose in einer Kammer (Fuji) oder auf einer Spule (alle anderen). Transportiert wird der Film mit einem Rändelrad, welches direkt die Spule in einer Kleinbild-Patrone antreibt. Der Film wird also nach und nach in die Patrone gespult. In die Filmperforation greift ein Zahnrad ein, welches beim Transportieren den Verschluss spannt, das Bildzählwerk um eine Zahl weiterdreht sowie das Transportrad blockiert, sobald ein Bild weitertransportiert worden ist. Unten am Bildzählrad ist ein Steg oder Nocken, welcher - nachdem die auf der Kamera angegebene Anzahl von Aufnahmen gemacht wurde - derart in den Transportmechanismus eingreift, dass der Verschluss der Kamera nicht mehr gespannt und das Transportrad nicht mehr blockiert wird; der Restfilm wird in die Patrone gespult. Manche Kameras haben am Boden einen kleinen Deckel, wenn man den aufhebelt, fällt die KB-Patrone einfach raus. Bei den anderen muss man das Gehäuse entzwei machen.

Arbeitsschritte beim Umbau:
Sind hier allgemein beschrieben, um einen Überblick zu geben, was gemacht werden muss. Detaillierte Anleitungen finden sich bei den Beschreibungen zu den einzelnen Kameras. (das wiederholt sich teilweise. Es lebe Copy & Paste. Manche Texte dort sind älter als der hier, und ich hatte keine Lust, sie nochmal neu zu schreiben)

Vorher:
Wir brauchen natürlich ordentliches Werkzeug: ein Bastelmesser, ein paar Schraubendreher mit verschiedenen Klingenbreiten, eine Feile, evtl. noch Klebstoff (Sekunden- oder Polystyrolkleber) und etwas Plastik-Reste (Polystyrol!).

Zerlegung:
Sorgfalt und etwas technisches Verständnis sind Grundvoraussetzungen. So gelingt es auch, die verschiedenen Schnapp-Mechanismen (Hut ab vor den Leuten, die sich das ausgedacht haben!) zu lösen, ohne etwas abzubrechen. Auf jeden Fall müssen ab: Filmfach-Deckel (falls vorhanden), Rückwand, und je nach Konstruktion Ober- oder Vorderteil, damit man an das Bildzählrad rankommt. Vorsicht 1: Es sind nicht allzuviele Teile drin, aber manche sehen seltsam aus und die Funktion erschliesst sich nicht auf den ersten Blick. Machen Sie eine Skizze, welche Teile wo, wie rum und in welcher Reihenfolge waren. Vorsicht 2: Rechnen Sie auch damit, dass mal ein federbelastetes Teil im hohen Bogen wegspringt.

Bildzählrad:
Meistens ist es einfach aufgesteckt und man kann es problemlos rausziehen. Bei manchen Fujis muss man einen Metall-Bolzen rausziehen, man kann ihn hinterher wieder reinstecken. Bei Agfa ist es ein Messingniet, der sitzt ziemlich fest. Man muss beim raushebeln aufpassen, dass man nichts zerstört. Wenn der Niet noch verwendbar ist, muss man ihn bei der Wiedermontage mit einem Tropfen Sekundenkleber sichern. Besser noch: man dreht stattdessen ein passendes Schräubchen rein. Unten am Bildzählrad befindet sich ein Steg oder ein Nocken. Den schneidet man mit den Messer weg, aus oben beschriebenem Grund. Wenn möglich, stellt man den Zähler vor dem Filmeinlegen auf die Bilderzahl des verwendeten Filmes (dazu ggf. das Zahnrad, welches in die Perforation eingreift, etwas verdrehen). Wenn nicht, muss man beim Fotografieren mitzählen. Wenn das Transportrad nicht mehr blockiert, dann ist der Film komplett in der Patrone (die man dann im Hellen rausnehmen kann). Die letzten zwei Aufnahmen kann man allerdings vergessen.

Transportrad:
Bei Agfa und Konica kann es bleiben wie es ist, denn es ist für Standard-Kleinbildpatronen ausgelegt. Fujis und manche Kodaks haben jedoch eine spezielle Verzahnung, die in ein passendes Gegenstück an der entsprechenden Spezial-KB-Patrone eingreift. Um handelsübliche Filme verwenden zu können, muss die Verzahnung ab. Anschliessend klebt man ein passendes Stück flaches Plastik ein, das wie die Klinge eines Schraubendrehers in die Filmpatrone eingreift.

Modifikationen am Gehäuse:
Sind bei Panorama-Kameras notwendig. Beispielsweise muss die Maske (die das Negativformat auf 13 x 36 mm beschneidet) unter der Filmbühne raus oder das Gehäuse muss ums Objektiv ausgeschnitten werden. Ist bei der jeweiligen Kamera detailliert beschrieben.

Kameras mit Blitz:
Finger weg! Hochspannung! Sind Sie des Wahnsinns? Nein, nein. So schlimm ist es nicht. Ich habe eine Kodak umgebaut, die muss man nicht mal soweit zerlegen, dass man mit spannungsführenden Teilen in Berührung kommt. Bei Fujis ist das anders, noch ein Grund, um die Dinger einen Bogen zu machen. Der Blitz wird von einer Mignonzelle gespeist. Die Hersteller kennzeichnen den Plus- und den Minuspol am Kameragehäuse nicht. Wenn wir die Batterie rausnehmen, markieren wir die Polung an der Kamera.

Wasserdichte Kameras:
Hatte ich erst drei Stück in den Fingern. Ich habe sie mal 24 Stunden unter Wasser aufbewahrt. Ergebnis: Die Fuji Quicksnap Marine ist völlig abgesoffen. In die Agfa Lebox Ocean sind nur ein paar ganz kleine Tropfen rein. Und die Konica Film-in Waterproof ist wirklich waterproof! Ich habe also die Konica umgebaut und mit in den Urlaub genommen. Ich habe sie als Unterwegskamera am Motorrad dabei gehabt, unter Wasser habe ich nicht fotografiert. Erwartungsgemäss gab es keine Probleme.

Film:
Oft (aber nicht immer) steht die Filmempfindlichkeit auf der Kamera. Wenn man eine unbenutzte Kamera hat, kann man ja schauen welcher Film drin ist. Mit 400/27er kann man nur bei hellem Sonnenschein gute Bilder machen. Selbst bei leichter Bewökung reicht das aber nicht mehr. Ich empfehle daher, noch empfindlicheren Film zu verwenden. Ich habe hier einen grösseren Posten Agfa Vista 800. Mal schauen wie der sich so schlägt.

Filmeinlegen:
Den Film muss man bei absoluter Dunkelheit einlegen (Ausnahme: Agfa. Detaillierte Beschreibung befindet sich bei der jeweiligen Kamera). Das übt man am besten vorher mal mit einem alten Film, denn wenn das Licht erstmal aus ist, dann muss jeder Handgriff sitzen. Man legt sich also Kamera, Rückwand und ggf. Patronenfachdeckel zurecht. Was man bei allen Kameras mit einer Filmspule schon mal machen kann: die Filmzunge in die Leerspule stecken, wo sie von einem kleinen Zahn festgehalten wird. Im Dunkeln zieht man dann den Film aus der Patrone und wickelt ihn straff auf die Spule. Ausnahme Fuji: die haben keine Aufwickelspule, da rollt man den Film einfach so möglichst eng auf. Der Filmwickel kommt links in sein Fach, die Patrone rechts an ihre Stelle. Wenn alles sitzt, setzt man die Rückwand auf und drückt sie fest, dass die Klammern hörbar einrasten. Dann kommt noch, so vorhanden, der Patronenfachdeckel an seine Stelle. Jetzt kann man wieder ans Licht. Ich befestige den Patronenfachdeckel immer mit Isolierband. Sicher ist sicher.


Zu den einzelnen Fabrikaten:

• Kodak
Plus: gute Verarbeitung, interessante Modellvielfalt, Standardmodell sehr klein
Minus: teilweise muss das Filmtransportrad modifiziert werden

• Konica
Plus: sehr schöne Verarbeitung (eigentlich zu schade zum Wegwerfen/Recyceln), sowie natürlich die 17-mm-Panorama! (sofern man noch eine kriegt). Die "Waterproof" ist wirklich dicht und hat als einzige einen Sportsucher.
Minus: teilweise aufwändig umzubauen. Das alte, robustere Standardmodell ist klobig. In Deutschland wenig verbreitet.

• Agfa
Plus: Standardmodell sehr klein. Interessantes Feature: Filmperforationsrad mit Ratsch-Mechanismus - ermöglicht das Filmeinspulen im Hellen
Minus: Made in China - etwas rustikale Verarbeitung

• Fuji
Plus: hm, fällt mir gerade nix ein
Minus: Standardmodell klobig. Die "Marine" ist, einmal geöffnet, nicht mehr wasserdicht. Verarbeitung! Dünnes, zerbrechlich wirkendes Material, Filmtransportrad muss modifiziert werden. Bildqualität ist auch nicht der Bringer. Die schlechteste Wahl - Finger weg!


Zu den Kameras:

Konica Film-in Panorama
Kodak Fun Panoramic
Kodak Ultra
Fuji Quicksnap Panorama
Fuji Quicksnap Golf
Konica Film-in Waterproof
Kodak Fun Flash
Kodak Fun Tele
Konica Film-in
Agfa Lebox mini
Fuji Quicksnap Golf